C. Lorenz AG

Die C. Lorenz AG in Berlin war im 2. Weltkrieg Ziel von zahlreichen Bombenangriffen. Deshalb wurden die Entwicklungsabteilungen des Dezimeterlabors und der Musterbau 1943 nach Falkenstein im Vogtland verlagert. Dort arbeiteten etwa 700 Mitarbeiter an der Entwicklung von Funk- und Richtfunkgeräten. Den Ort nahmen am Ende des 2. Weltkrieges die Amerikaner ein. Aufgrund der Vereinbarungen der Jalta-Konferenz fiel das Vogtland jedoch in russische Verwaltung. Die C. Lorenz AG in Falkenstein wurde Anfang April 1946 geschlossen.

Die sowjetische Militärverwaltung hatte beschlossen, das Werk nach Radeberg zu verlegen. Sämtliche Maschinen, Ausrüstungen, Materialien, Entwicklungsmuster und Unterlagen und die noch in Falkenstein verbliebenen Ingenieure, Techniker und Facharbeiter wurden nach Radeberg transportiert und kamen im Mai 1946 im F-Gebäude des Sachsenwerkes unter. Mit etwa 150 ehemaligen Lorenz-Leuten wurde die Arbeit vorwiegend auf den Gebieten Richtfunk und Dezimeter-Messgeräte mit dem Ziel fortgesetzt, für die Sowjetunion zu arbeiten.

Der Betrieb wird nach dem Volksentscheid in Sachsen Ende Juni 1946 enteignet. Aus juristischen Gründen unterstand die Firma als Zweigbetrieb C. Lorenz Radeberg der Industrieverwaltung 20 (Elektrotechnik) der sächsischen Landesregierung. Ein großer Teil des Konzerns war im Besitz von US-Konzernen. Dennoch bestimmte auch hier die sowjetische Militäradministration (SMA) was geschah.

Im April 1947 wird der Zweigbetrieb C. Lorenz Radeberg einer Demontage unterworfen, alle Unterlagen, Einrichtungen und Werkzeuge werden in die Sowjetunion verbracht und die Mitarbeiter entlassen. Der Firmenname C. Lorenz existiert in Radeberg nicht mehr. Einige Lorenzleute gehen nach Pforzheim zu Schaub-Lorenz.

Ein großer Teil der Mitarbeiter werden als neu gegründete Entwicklungsabteilung vom SAG-Betrieb Sachsenwerk Radeberg übernommen. Martin Vieweger wird technischer Leiter, Gerhard Megla Chef des Versuchs- und Konstruktionsbüros, der späteren Richtfunkentwicklung. Die begonnene Arbeit wird unter neuen Bedingungen unter sowjetischer Verwaltung fortgeführt. Ende 1947 ist das erste auf der Grundlage früherer Lorenz-Geräte in Radeberg entwickelte Richtverbindungsgerät RVG 901 fertig. Es wird zur Grundlage einer über mehr als vier Jahrzehnte fortgeführten Arbeit auf dem Gebiet der Richtfunktechnik.


Anmerkung: Alle Berichte der ehemaligen "Lorenzianer" hatten so geklungen, dass an sich der Abtransport von Falkenstein in die Sowjetunion geplant gewesen sei. Durch die Initiative der Herren Vieweger und Megla in Berlin Karlshorst, der Zentrale der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland, sei aber erreicht worden, dass der Transportzug spontan in Radeberg angehalten wurde und schließlich die Firma Lorenz in ein nach der Demontage leerstehendes Fabrikgebäude des Sachsenwerkes Radeberg eingewiesen worden ist. Diese Darstellung wurde auch an dieser Stelle bis Nov 2012 wiedergegeben. Aktuelle Recherchen (siehe unten) ergaben, dass vor Transportbeginn die Verlegung nach Radeberg geplant gewesen ist.


[Grafik]

Werner Thote:
Verlagerungsbetrieb C. Lorenz AG Zweigwerk 14 in Falkenstein/Vogtland, 1943 bis 1946
Dokumentation vom Nov 2012; 11 Seiten (4 MB)