Datenfernübertragungseinrichtung DFE550

Allgemeines

Struktureinheiten des Instituts für Datenverarbeitung (idv) mit Sitz in Dresden-Klotzsche waren Anfang 1968 dem VEB RAFENA unterstellt worden. Ein Entwick­lungsergebnis des idv waren die Daten-Fernübertragungs-Einheiten DFE550 und DFE560. Unter Einbeziehung eines Teams der Entwicklung Radeberg erfolgte eine Überleitung in die Fertigung.

1969 zeigte das DDR-Fernsehen im Rahmen der Eröffnung der Leipziger Früh­jahrs­messe der Öffentlichkeit die groß aufgezogene Präsentation eines Datentransfers mittels der DFE550 zwischen der UdSSR und der DDR. Demonstriert wurde die Datenübertragung von Werkzeug­maschinen-Bearbeitungsdaten, die dann Zerspanungs­maschinen steuerten. Die gesamte Staats­führung der DDR wohnte dieser Veranstaltung bei.

Mitgliedern des Entwicklungs-, Überleitungs- und Fertigungskollektivs wurde der Nationalpreis der DDR verliehen.

Es wurden Versuche unternommen, die DFE550 im Funkverkehr der Fischfangflotte der DDR einzusetzen, um eine Vereinfachung und Beschleunigung des Funkverkehrs mit erhöhter Übertragungssicherheit zu erreichen. Die Tests verliefen durchaus positiv, eine Ausrüstung der Flotte erfolgte jedoch nicht, mehr dazu >>>

Die Fertigung endete 1973, es sind 453 Systeme gebaut worden.

Funktionelles

Die Einrichtung stellt eine Implementierung der CCITT-Empfehlung V.41 einschließlich eines integrierten Modem nach V.23 dar. Lochbandgeräte dienen als Ein- bzw. Ausgabegeräte für die Daten. Grundsätzlich war über einen Pufferspeicher eine online-Kopplung an das System R300 möglich, offenbar erfolgten die meisten Einsätze jedoch offline mit Lochbandein- und -ausgabe. Zum Einsatz kamen die auch bei der EDVA R300 verwendeten Lochbandleser CT1001 und Lochbandstanzer D102 aus polnischer Produktion. Es hat auch eine Variante DFE 560 mit Loch­kartenperipherie gegeben. Elektronik und Stromversorgung sind in einem Systemschrank (vom R300) untergebracht, ein Gerätetisch dient zum Aufstellen der Lochbandgeräte. Zur DFE gehört ein externes Steuertableau mit Anzeige- und Bedienelementen und integriertem Telefon. (siehe Abbildung oben).

Die Übertragung der Daten erfolgte über fernsprechtypische Standleitungen oder innerhalb von fernsprechtypischen Netzen mit Übertragungs­raten von 600 oder 1200 bps. Der Datenfluss wird in Blöcke (480 bit) aufgeteilt und mit zusätzlichen Sicherungsinformationen (28 bit) ergänzt. Über Blockspeicher, bestehend aus drei Blöcken für jeweils 60 Zeichen wird erreicht, dass eine bereinigte Ausgabe der Daten nach Fehler­erkennung und Blockwiederholung erfolgt. Quittieren fehlerfreier Blöcke oder Anfordern von Blockwiederholungen erfolgen über den Rückkanal mit 75 bps.

Die ersten Einsätze der DFE550 brachten auch die Erkenntnis, dass auf der Basis des öffentlichen Fernsprechnetzes der Deutschen Post in der DDR ein Betrieb dieser Einrichtung technisch nicht möglich war (eine Gabelschaltung in den Netzknoten verhinderte den Informationsfluss über den 75 bps-Rückkanal). Deshalb wurden Fernsprechleitungen ausgemessen und zu einem Datensondernetz zusammengefasst. Knotenpunkte dieses Netzes bildeten jeweils die Bezirksvermittlungsämter. An diese waren die Teilnehmer über teilweise sehr lange Leitungen angeschlossen. Die jeweiligen Schaltungen der gewünschten Verbindungen erfolgten dann als klassische Durchschaltung von Hand. Die Schalthandlung im Amt wurde in der Regel von der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter der Telefonauskunft vorgenommen.


Im Brigadetagebuch der Entwicklungsabteilung ist ein Bericht von 1968 erhalten:

[Grafik] Karl Warkus:
Verbindung über Ländergrenzen
Erlebnisbericht, 3,4 MByte