Militärische Nutzung der Richtfunktechnik

Entwicklung und Bau von Richtfunkgeräten für militärischen Einsatz war von Beginn 1946 an eine Hauptaufgabe des SAG-Betriebes Sachsenwerk Radeberg. Richtfunkgeräte RVG 902 und mobile Richtfunktrupps RDS wurden an die Sowjetunion geliefert. Mit Übergabe des Betriebes an die DDR 1953 stagnierte dieser Absatz. Die im Aufbau begriffene "Kasernierte Volkspolizei" (KVP) als Vorläufer der Nationalen Volksarmee (NVA) bestellt für militärische Richtfunkstrecken 290 Weitverkehrswagen (WWH u.a.). Die letzten werden 1954 fertig. Später wurde dann bei der NVA in Niederlehme ein Richtfunkregiment aufgebaut, das zur Hälfte mit Geräten aus Radeberger Fertigung ausgerüstet war: in Fahrzeuge SIL und G5 eingebaute Richtfunkgeräte RVG 902.

RT 415 Als 1967 RVG 950 in die Fertigung ging, war das gegenüber RVG 902 ein wahrer Quantensprung: Ein Bruchteil an Volumen, Gewicht und Energieverbrauch bei etwa halber Übertragungskapazität, ideal für mobile Anlagen, ideal für militärischen Einsatz. Für die NVA wurden zwei militärische Gerätesätze gefertigt:

Es gab in den siebziger und achtziger Jahren kaum einen Konfliktherd an der Nahtstelle zwischen Ost und West in der Welt, wo RVG 950 nicht auf der sozialistischen Seite im Einsatz gewesen wäre. Im Vietnamkrieg verlief eine Richtfunklinie mit diesen Geräten parallel zum Ho-Chi-Minh-Pfad über mehr als tausend Kilometer durch den Dschungel.

Ab 1979 lief das Richtfunkgerät FM 24-400 für 24 Fernsprechkanäle in der Fertigung. Mehr als 1000 Geräte wurden ausgeliefert und bis 1987 ca. 170 Fahrzeuge des Mobilen Gerätesystems MGS auf geländegängigen LKW für die NVA ausgerüstet. Der Einsatz erfolgte auch nach der Wende noch einige Jahre bei der Bundeswehr.

RVG 950 und FM 24/400 wurden nahezu in alle Krisenregionen exportiert: Vietnam, Korea, Kuba, Angola, Mozambique, Algerien, Ägypten, Jemen und Bangla Desh.

PCM 10-400/800 ging 1986 in die Fertigung. Ab 1987 wurde dieses Gerät auch an die Luftstreitkräfte von Bulgarien (30 Stationen) und von Simbabwe (4 Stationen) geliefert.

1965 begann die Ausrüstung eines Richtfunknetzes der NVA. Unter der Bezeichnung "Richtfunkachse der LSK/LV" wurden 10 Standorte zwischen Cölpin im Norden und Leuthen im Süden mit Richtfunk verbunden. Zunächt waren RVG934 im Einsatz, diese wurden Mitte der 1970iger Jahre durch RVG961 und TFU 970 abgelöst. 1978 wurde mit dem Ziel des weiteren Ausbaus vorwiegend dieses Netzes in Radeberg mit der Entwicklung eines Systems digitaler Richtfunkgeräte für die Übertragungskapazitäten 8 Mbit/s (120 Fernsprechkanäle), 2 Mbit/s (30 Fernsprechkanäle) und 716 kbit/s (10 Fernsprechkanäle) begonnen. PCM 120-2000 ging 1984 als erstes Gerät dieser Reihe in die Produktion. Im Netz der NVA wurde damit die Strecke Leuthen -- Biebersdorf -- Wilmersdorf nachgerüstet. Von PCM10-400/800 wurden ab 1987 an die Luftstreitkräfte der NVA 20 Stationen geliefert.


ANMERKUNG: Es ist nicht Anspruch dieser Darstellung, umfassend die Verwendung der im Werk produzierten Richtfunk- und Nachrichtentechnik aufzuarbeiten. In Anbetracht der mit den Anwendungen bei den sogenannten Sonderbedarfsträgern (u.a. Ministerium des Innern, Ministerium für Nationale Verteidigung und Ministerium für Staatssicherhit) verbundenen Geheimhaltung ist davon auszugehen, dass nur ein Teil der Fakten bekannt geworden ist. Verwiesen sei auf die Darstellung zum ZK-Netz als Teil dieser Betriebsgeschichte. Hinsichtlich des oben genannten Netzes der LSK/LV sei verwiesen auf http://www.nachrichtenbetriebsamt.de sowie http://jobakampe.magix.net/public/index.html