Sprengstoffexplosion

Am Waldrand, etwa bei 51.105, 13.900 waren 9 Sprengstoff-Lagerhäuser (nachfolgend als Magazine bezeichnet) in Betonbauweise errichtet worden. Es existierte ein über einen Bahndamm geführter Gleisanschluss. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Deponie.

Am 13.8.1917 gegen 10 Uhr explodierte der gesamte Vorrat von 27000 kg Scharzpulver im Magazin Nr.6, wodurch dieses vollständig zerstört wurde. Die benachbarten Magazine Nr.5 und Nr.7 wurden ebenfalls zerstört und das Magazin Nr.4 wurde beschädigt. Zum Zeitpunkt der Explosion wurden die Magazine von einem Doppelposten bewacht und in der Nähe wurden Gleis- bzw. Erdarbeiten ausgeführt. Sieben Personen wurden schwer verletzt, von denen drei später ihren Verletzungen erlegen sind. In der weiteren Umgebung traten in erster Linie Zerstörungen an Fensterscheiben auf. Die ausgelöste Druckwelle reichte bis in die Stadt Radeberg. Die Auswertung der betrieblichen Unfallmeldungen für diesen Zeitraum belegt die Verletzung von 42 weiteren Produktionsarbeitern im gesamten Betriebsgelände. Die Verletzungsbilder zeigen Schnittverletzungen von defekten Scheiben, Verletzungen nach Panik – und Fluchtreaktionen, sowie im erheblichen Umfang speziell bei Frauen Krankheitsbilder mit Angstneurosen.

Die Radeberger Zeitung meldet am 15.08.1917: "Die Radeberger Explosion ein Attentat".
Am 17.08.1917 war zu lesen: "Zum Explosionsunglück in Radeberg konnten wir gestern auf Grund der Zensurbestimmungen keinen Bericht bringen. Erst nach Drucklegung unserer Zeitung ging folgender amtlicher Bericht ein: Im FWL Radeberg ist am 13. dieses Monats vormittags ein kleineres, von den übrigen Betriebsgebäuden entfernt liegendes Pulvermagazin explodiert. Die Ursache des Unfalles wird noch festgestellt. Verletzt wurden 5 Soldaten durch Steinsplitter und eine Anzahl Arbeiter durch Glassplitter. Nach Drucklegung unserer gestrigen Zeitung ging folgende amtliche Meldung des KM (Kriegsministeriums) ein: Die bereits bekanntgegebene Explosion eines Pulvermagazins im FWL Radeberg ist wie nach den erfolgten Feststellungen angenommen werden muss, von dem das Magazin verwaltenden Unteroffizier (Hilfsfeuerwerker) absichtlich veranlasst worden. Dieser Uffz. sollte wegen grober Verfehlungen mit einigen Tagen Arrest bestraft werden und als Magazinverwalter abgelöst werden. Das Vorkommnis stellt sich damit als eine unentschuldbare Tat des bei der Explosion mit ums Leben gekommenen Uffz. dar. Im Betriebe des FWL ist keinerlei Unterbrechung eingetreten".

Der als "Ganz geheim" eingestufte Untersuchungsbericht vom 24.8.1917 beschreibt im Detail die Ausgangssituation und die Folgen der Explosion und rekonstruiert den möglichen Ablauf der Ereignisse an Hand von Zeugenaussagen und Indizien. Eine Verbindung des mutmaßlichen Täters, des Sergeanten Max Joseph Karl Schmidt, mit feindlichen Agenten wird ausgeschlossen. Es wird eingeschätzt, dass charakterliche Eigenheiten bei der konkreten Situation zu einer Kurzschlussreaktion geführt haben. Zeugen beobachteten, dass der Hilfsfeuerwerker Schmidt den Wachposten passiert hat - dieser hätte ihn eigentlich zurückweisen müssen, da das Betreten der Magazine nur von mindestens zwei Personen zusammen gestattet war - und das Magazin betreten hat. Kurze Zeit später erfolgte die Explosion. Man geht davon aus, dass - obwohl keinerlei Überreste von Schmidt gefunden wurden - dieser bei der Explosion zu Tode gekommen ist und führt dazu aus: "Wenn auch die Möglichkeit nicht gänzlich auszuschließen ist, daß es Schmidt doch noch gelungen wäre, das Magazin unbeobachtet zu verlassen und sich vorläufig in Sicherheit zu bringen, so ist doch mit Rücksicht auf die gesamte Sachlage und auf die Tatsache, daß Schmidt seit der Explosion nicht wieder aufgetaucht ist, die Wahrscheinlichkeit für diese Annahme so gering, daß sie vorläufig praktisch nicht in Rechnung gestellt werden kann."

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Bertram Greve: Feuerwerkslaboratorium Radeberg
nachgezeichnete Planungsunterlagen und Lagepläne
Der nördliche Zugang zum Gelände liegt bei 51.10906, 13.90461.